Güde Stromaggregate GSE 1200 4T und GSE 2700

Einleitung

Im Frühjahr 2015 erwarb ich mehrere gebrauchte Güde GSE 1200 4T sowie ein Güde GSE 2700 Stromaggregat. Da auch für diese Aggregate kaum mehr als die Bedienungsanleitungen bzw. allgemeine Informationen zu bekommen waren, gibts hier wieder meine Erfahrungen mit diesen Geräten. Die Geräte von Güde werden in China hergestellt und sind daher nahezu baugleich mit ähnlichen Geräten von CMI (Obi Hausmarke) oder auch Einhell. Allerdings scheint die Qualitätskontrolle bei Güde besser zu sein, zudem bietet Güde einen umfangreichen Ersatzteilservice an - ggf. könnte man also mit einem zufällig passenden Güde-Ersatzteil auch ein CMI reparieren. :-) Ein Besuch des Güde Service Centers bzw. des Ersatzteilverkaufs kann sich daher auch für Geräte anderer Marken lohnen Güde Servicecenter
Frontansicht GSE 1200 4T:

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Frontansicht GSE 2700:

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Grundsätzliches

Bei den Geräten handelt es sich (meistens) um fremderregte Synchrongeneratoren, welche eine Spannung von 230V/50Hz bereitstellen. Ein Gerät hatte einen Asynchrongenerator ohne Schleifringe, hier wird die Spannung über einen Kondensator geregelt. Als Antrieb dient ein 82cm³ (GSE 1200) bzw. 177cm³ (GSE 2700) Viertaktmotor, der Generator sitzt direkt auf der Kurbelwelle und muß mit >3000 Upm laufen, um die benötigten 50Hz Wechselspannung zu erzeugen. Die Drehzahl des Motors wird daher über einen mechanischen Regler, welcher auf den "Gashahn" am Vergaser wirkt, auf ca. 3180 Upm gehalten. Der Vergaser ist sehr einfach aufgebaut, er besitzt keinen internen Krafstoffilter, sondern lediglich eine Schwimmerkammer mit der Hauptdüse sowie einen Choke. Die Chokedüse wird gleichzeitig als Leerlaufdüse benutzt, über eine Schraube kann hier das Gemisch im Leerlauf angefettet bzw. magerer gestellt werden. Die Hauptdüsen sind meistens einen Tick zu klein, beim GSE 1200 ist es eine 0,7-er, richtig wäre aber eine 0,74-er, beim GSE 2700 ist es eine 0,85-er, besser ist aber eine 0,88-0,9-er. Angemerkt sei noch, das bei zwei Ersatzvergasern bei mir zwar auf der Hauptdüse "0,7" eingeprägt war, es sich in Wahrheit aber um 0,66-er Düsen handelte. Damit lief das Aggregat deutlich zu mager, siehe hierzu auch den Abschnitt über bekannte Fehler.

Vor jedem Betrieb sollte der Ölstand geprüft werden. Ein regelmäßiger Ölwechsel (ca. alle 50h) ist anzuraten, benutzt wird 10W40-Öl, es eignet sich nahezu jedes derartige Öl. Die Füllmengen sind 0,3l beim GSE 1200 und 0,6l beim GSE 2700. Um einem Festgehen des Motors bei längerem Stillstand entgegen zu wirken, empfiehlt sich ein Öl mit MoS2 (Molibydändisulfid) bzw. ein Hinzufügen eines entsprechenden Ölzusatzes (z.B. von Liqui Moly).

GSE 1200 4T ohne Tank:

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Ventileinstellung GSE 1200 4T:

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Einstellmöglichkeiten

Am Vergaser lässt sich nur eine Sache einstellen, das ist die Nebenluft- bzw. Chokedüse. Am Übergang zum Zylinder befindet sich eine Schraube, welche man ein- und ausdrehen kann. Hineindrehen vermindert die Spritmenge durch die Choke- bzw. Nebenluftdüse, herausdrehen erhöht sie. Ist die Schraube ganz eingedreht (aufpasssen, knallt man die Schraube zu sehr an, dann beschädigt man ihren Sitz im Vergaser, es handelt sich defacto um eine Düsennadel!) so springt das Aggregat nicht an, da der Choke nicht funktioniert, d.h. es findet trotz geschlossener Chokeklappe keine Anfettung des Gemisches statt. Wenn bei schnellem Gaswechsel (Größere elektrische Last angesteckt) das Aggregat stehenbleibt, dann kann ein Herausdrehen dieser Schraube (=Gemisch wird fetter) helfen. Ebenso, wenn im Leerlauf der Drehzahlregler "jagt", d.h. immer wieder zwischen Vollgas und Leerlauf hin- und herschwingt. Als Startpunkt sollte die Schraube ca. 1,5 Umdrehungen herausgedreht sein. Hilft das Herausdrehen der Schraube nicht, so ist die Hauptdüse etwas zu klein - eine Nummer größer (=0,02-0,04mm größerer Durchmesser) kann dann helfen.

Wird das Aggregat längere Zeit nicht benutzt, sollte man auf alle Fälle die Schwimmerkammer leeren, hierzu befindet sich unten am Vergaser eine kleine, waagerechte Schraube. Diese aufdrehen, den Vergaser leerlaufen lassen und dann wieder zudrehen. Vorher den Benzinhahn am Tank schließen, sonst dauert das Leerlaufen etwas längers. :-)

Luftfilter

Der Vergaser bezieht seine Luft aus einem Luftfilter. Löst man die zwei Schrauben am Luftfilter, kann man diesen abnehmen und den Schaumstoffeinsatz auswaschen. Danach an der Luft trocknen und wieder einsetzen. Übrigens verändert ein Betrieb ohne Luftfilter die Gemischeinstellung, das Aggregat läuft dann zu mager. Im Luftfilterkasten endet auch die Kurbelgehäuseentlüftung (Schlauch zum Ventildeckel)

Zündung

Die Zündanlage des Motors ist eine Schwunglichtmagnetzündung, allerdings ohne Unterbrecher. Die Zündspule sitzt unter der Abdeckung des Reversierstarters, oberhalb des Vergasers. Sie enthält zwei Wicklungen, eine für die Zündkerze und eine um die Zündung abzuschalten. Letztere ist mit der Schaltung des Ölwächters und des Motor-Schalters verbunden. Der Abstand der Zündspule zum Lüfterrad bestimmt die Güte des Zündfunkens. Ein Abstand von 0,2mm ist anzustreben, bei manchen Geräten ist der Abstand deutlich größer und das kann zu Zündaussetzern führen. Schiebt man ein Stück stärkere Pappe oder 0,2-er Messing- oder Alublech zwischen Schwungrad und Zündspule, so kann man den Abstand leicht einstellen (Schrauben der Zündspule lösen).

Zündkerze

Noch ein paar Worte zur Zündkerze. Diese ist im Original beim GSE 1200 4T eine (chinesische) "NHSP E6RTC" oder auch "LD E6TC". Die Qualität dieser Kerzen ist unterschiedlich, ich hatte bei 4 Stück eine mit einem Totalausfall (kein Funken.) Vom Gewinde (M14x1,25) und den einschlägigen Zündkerzen-Vergleichstabellen her passen beim GSE 1200 4T Bosch-Kerzen der W-Reihe und der Gewindelänge / Elektrodenlage B, also WxBC (Kupferelektrode) oder WxBS (Silberelektrode - wohl kaum zu bekommen und teurer). Der Wärmewert sollte bei Bosch 6-8 betragen, solche Kerzen gibt es in den meisten Baumärkten als Rasenmäher-Zündkerzen. Eine WR6BC tut in meinem Gerät problemlos ihre Dienste, eine W9BC oder W10BC dürften auch gehen. Wenn es nur Kerzen mit eingebautem Entstörwiderstand gibt (erkennbar am R, also WR6BC, WR9BC), so tun die es auch. Alternativ sollen Kerzen von NGK, nämlich die Typen B(P)6HSA oder B(P)7HSA funktionieren. Beim GSE 2700 (und vielen Rasenmähern von MTD oder Budget) sind Zündkerzen desselben Herstellers ("Torch") verbaut, "LD F6RTC", diese lassen sich durch eine Bosch WR6DC ersetzen.

Elektronik

Die Elektronik dieser Aggregate ist recht simpel aufgebaut. An der Schalttafel befinden sich nur die Sicherungsautomaten sowie der Schalter und die Lampe für den Ölwächter. Bei der Lampe für den Ölwächter gibt es zwei Spielarten, einmal leuchtet diese Lampe dauerhaft (dann auf der Schalttafel als "Pilot Lamp" bezeichnet), einmal leuchtet sie nur bei zu wenig Ölstand - dann springt das Aggregat auch nicht an, da die Zündung unterbrochen ist. Die eigentliche Spannungsregelung wird von einem AVR (Automatic Voltage Regulation) durchgeführt, welcher sich im Generator (hinter der hinteren Abdeckung) befindet. Ähnlich wie beim schweizer Aggregat wird die Erregerspannung des Läufers gergelt um so die Ausgangsspannung auf 230V einzustellen. Dieser AVR hat innen auch eine kleine Schraube, an der man die Ausgangsspannung beeinflussen kann. Es gibt zumindest vom GSE 1200 allerdings auch Geräte ohne AVR-Regelung, bei diesen hat der Läufer auch keine Schleifkohlen (Asynchrongenerator). Die Spannungsregelung erfolgt hierbei durch einen Kondensator (12µF/400V), welcher hinter der Schalttafel montiert ist. Bei diesen Geräten muss der Vergaser gut abgestimmt werden, da sonst Überspannung erzeugt wird - speziell ein "jagen" des Motors im Leerlauf (Vollgas - Leerlauf - Vollgas - Leerlauf, etc.) kann leicht zum Tod von kleineren Verbrauchern (z.B. 100W Baustrahler) führen.

Der besagte AVR ist als Ersatzteil sowohl bei Güde erhältlich als auch bei anderen Vertreibern ähnlicher Aggregate (z.B. die Fa. Rotek in Österreich - www.rotek.at). Ein interessantes Detail sei noch erwähnt: Der AVR für die GSE 1200 und GSE 2700 ist augenscheinlich derselbe, kostet bei Güde aber unterschiedlich. Jedenfalls funktioniert ein GSE 2700 AVR an einem GSE 1200 problemlos. Da dies allerdings nur ein kurzer Test war, empfiehlt es sich trotzdem, speziell für den leistungsfähigeren GSE 2700 nur den auch dafür vorgesehenen AVR zu benutzen. Zur Fehlersuche kann man beide AVRs aber gegeneinander austauschen - auch die Stecker sind kompatibel.

Generatorschleifer

Wenn man am Ende des Generators die Abdeckung entfernt, so kommen dahinter die Kohlenhalter für die Erzeugerwicklung sowie der AVR und der Gleichrichter für 12V zum Vorschein. Die Schleifringe besitzen keine Unterbrechungen, es handelt sich also um keinen Kommutator (Stromwender). Zu beachten ist, das die Schleifringe einen Pluspol und einen Minuspol haben. Bei meinen Geräten war der Pluspol (blaues Kabel vom AVR, meistens auch mit "+" markiert) immer links (näher an der Schalttafel) angeschlossen, wenn man von hinten auf den Generator schaut. Verpolt man den Läufer, funktioniert das Aggregat zwar trotzdem, aber auf Dauer werden die im Läufer eingebauten Dauermagnete entmagnetisiert und dann kann sich der Generator irgendwann nicht mehr selbst erregen.

Kohlenraum:
GSE 1200 4T ohne AVR:

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GSE 2700:

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Erfahrungen, Fehlersuche, Sonstiges

Die Geräte sind im Allgemeinen recht zuverlässig. Die von mir gekauften waren allerdings für die Schrottsammlung vorgesehen, weshalb es genügend Gelegenheit gab, sie ausführlich zu zerlegen und die vergrabenen Probleme zu analysieren. :-)

Motor

Am Motor zeigten sich die folgenden Besonderheiten: Das Ventilspiel ist gerne mal vollkommen falsch. Werte von 0,55mm (!) waren zu messen. Mit solchen Werten kann der Motor nicht optimal laufen. Nach Abnehmen des Ventildeckels lässt sich das Ventilspiel problemlos einstellen bzw. prüfen. Ein Abnehmen des Tanks (4 Schrauben) erleichtert die Sache sehr. Ein Ventilspiel von 0,1-0,15mm (Einlass) bzw. 0,15-0,2mm (Auslass) hat sich bewährt. Bei dieser Gelegenheit sollte auch die Zündkerze erneuert werden.
Am Vergaser zeigte sich, das dieser gerne Falschluft zieht weil die Dichtungen fehlerhaft sind. Hier hilft entweder, neue Dichtungen aus Dichtungspapier (0,25mm dick) zu schneiden oder die bestehenden mit Dichtmasse (z.B. Curil T) abzudichten. Der Ölabstreifring ist auch manchmal defekt, dann raucht das Gerät wie ein alter Schlepper. Ein Austauschen der Kolbenringe ist möglich, allerdings recht aufwendig, weil das ganze Geräte zerlegt werden muss.

Innen sieht der Motor übrigens so aus:
GSE 1200 4T Motor geöffent:

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GSE 1200 4T Motor ohne Nockenwelle:

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Vergaser

Der Vergaser enthält gerne mal eine etwas zu kleine Hauptdüse, was sich dann im Ausgehen des Aggregats bei starkem Lastwechsel (beim GSE 1200 wenn man mehr als 500W auf einmal ansteckt) zeigt. Die Vergaserdüsen haben als Gewinde M4 oder M5, die vorgesehene Größe beim GSE 1200 ist 0,7, mit einer 0,74-er läuft das Aggregat aber besser. Passende Düsen gibts in Online-Shops für Mopeds oder Roller, z.B. www.roller.com. Durch einen Wechsel der Düse auf 0,98-1,00 kann man das GSE 1200 übrigens auch mit E85 (85% Ethanol, 15% Benzin) betreiben. Dabei läuft das Aggregat dann praktisch geruchlos, was sich ggf. in der Schrebergartenkolonie oder dem Campingplatz positiv bemerkbar macht.

Generator

Der Generator zeigte bisher keine Auffälligkeiten. Bei meinem GSE 2700 waren die Wicklungen verbrannt, d.h. wenn man die Geräte dauerhaft an der Grenze betreibt, dann sollte man für optimale Kühlung bzw. Abkühlpausen sorgen.

Zerlegen

Muss man z.B. die Kolbenringe tauschen, so muss der Generator vom Motor getrennt werden. Hierzu muss man zuerst den Tank abbauen und das hintere Lagerschild des Generators. Dann kann man die Wicklung entnehmen, es bleibt dann noch der Läufer mit dem Motor verbunden. Um diesen zu trennen, muss man die zentrale Schraube im Läufer lösen (Reversierstarter abbauen und an der Mutter der Schwungscheibe gegenhalten). Danach trennt sich der Läufer aber nicht vom Motor, man muss sich zum Trennen einen Abzieher basteln: Die Kurbelwelle enthält ein zentrales M6-Gewinde (in diesem endet die lange Schraube durch den Läufer) und der Läufer ein M10 Gewinde am Ende - letzteres kann übrigens als Feingewinde (M10x1,25 anstatt M10x1,5) ausgeführt sein, dann passt keine normale M10-Schraube.
Man muss sich nun eine M6-Gewindestange so ablängen (beim GSE 1200 187mm oder 172mm lang), das man diese ähnlich wie die Originalschraube in das Gewinde der Kurbelwelle drehen kann. Dazu muss man an einem Ende einen Schraubenschlitz einschneiden (Puk-Säge). Die Gewindestange dreht man soweit ein, das man mit einer passenden M10 Schraube Druck auf sie ausüben kann. Zwischen M10 Schraube und Gewindestange sollte eine Kugellager-Kugel oder eine M4-Mutter platziert werden, um nur den Druck, aber nicht das Drehmoment der M10-Schraube auf die Gewindestange zu übertragen. Damit lässt sich dann der Läufer von der Kurbelwelle abdrücken. Danach kann man das vordere Lagerschild des Generators ausbauen und dann das Kurbelgehäuse öffnen.

Anlassen

Das Anlassen geht schnell und einfach: Stecker herausziehen (Verbraucher abklemmen oder Sicherung ausschalten), Benzinhahn öffnen, etwas warten (30 Sekunden), Chokehebel nach vorne, Reversierstarter langsam ziehen bis ein Widerstand fühlbar ist, dann anziehen. Nach dem Start des Motors den Choke nach ca. 30 Sekunden zurückstellen. Danach Verbraucher anklemmen, ggf. Sicherungsautomat einschalten, fertig.

Abstellen

Zum Abstellen die Verbraucher abklemmen (ausstecken / Sicherungsautomat auf AUS), dann den Benzinhahn schließen, Aggregat ausgehen lassen. Muß es schneller gehen, nach dem Schließen des Benzinhahns den Schalter "ENG" auf "Off" stellen. Danach Vergaser entleeren, falls das Gerät längere Zeit nicht benutzt werden soll.

F. Schneider
spatz1 (ätt) t-online.de
Sommer 2015, Rev. 1