Der Venustransit am 8. Juni 2004

Am 8. Juni 2004 trat ein Ereignis ein, das zuletzt am 6 Dezember 1882 zu beobachten war:

Ein Venustransit, das heißt, der Planet Venus zieht zwischen der Erde und der Sonne hindurch und ist dann als kleine schwarze Scheibe direkt vor der Sonne sichtbar.

Ein solcher Transit ereignet sich ca. alle 120 Jahre, wobei dann innerhalb von 8 Jahren ein zweiter Transit folgt, der nächste Venustransit wird sich daher am 6. Juni 2012 ereignen. Leider steht für Mitteleuropa die Sonne dann unter dem Horizont, sodaß dieses Ereignis zumindest für uns nicht vollständig beobachtbar sein wird.

Im Gegensatz dazu war der jetzige Transit von Mitteleuropa aus in voller Länge zu sehen.

Bei einem Transit bzw. auch einer Sonnen- oder Mondfnsternis (Transite gehören astronomisch gesehen zu den Finsternissen) unterscheidet man vier Kontaktzeitpunkte: Aus diesen 4 Kontaktzeiten kann man in Verbindung mit weiteren Beobachtungen den Abstand der Sonne von der Erde, die sog. Astronomische Einheit bestimmen. Dies war in vergangenen Zeiten der Hauptgrund, warum Transite sehr genau beobachtet wurden.

Achtung:
Bei jeder Sonnenbeobachtung ist auf eine ausreichende Filterung zu achten!
Bei allen hier gemachten Aufnahmen wurde die Eintrittsöffnung der Teleskope mit Astrosolar-Folie abgedeckt, diese Folie filtert das Sonnenlicht im Faktor 1:100.000, nur dann ist eine gefahrlose Sonnenbeobachtung möglich.

Kurz nach dem ersten Kontakt

Kurz nach 7:21 Uhr MESZ entstand dieses Bild, die Venus ist bereits in die Sonne eingewandert.

Die "unruhige" Sonnenoberfläche resultiert aus der Granulation, also Gasblasen auf der Oberfläche.

Auch sichtbar ist die Abdunkelung der Sonne zu ihrem Rand hin. (Randverdunkelung)

Erster Kontakt
Der zweite Kontakt

Venus tritt vollständig in die Sonnenscheibe ein.

Aufgenommen mit dem 8-Zoll Newton und Astrosolar-Sonnenfilterfolie sowie der OM-1 bei 1/1000-stel Belichtungszeit.

Als Film kam ein Schwarz-Weißfilm zum Einsatz, der durch seine geringe Empfindlichkeit (25 ASA/ISO) ein sehr feines Korn aufweist und dazu ein gutes Kontrastverhalten hat.

Am rechten Sonnenrand sind so z.B. sog. "Fackelgebiete" zu sehen, also Stellen, die heißer als die sie umgebenden Gebiete der Sonnenoberfläche sind und dann heller erscheinen.

Nahe der Sonnenmitte kann man zwei sehr kleine Sonnenflecken ausmachen, diese Gebiete sind kälter als ihre Umgebung.

Der verwendete Film wurde selbst entwickelt (in Neofin rot) und das Negativ dann mit einem Diavorsatz für die Nikon Coolpix995 abfotografiert.


Zweiter Kontakt
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Venus auf dem Weg

Zwischen dem 2. und 3. Kontakt bewegt sich die Venus vor der Sonnenscheibe entlang.

Diese Aufnahme entstand in sog. Okularprojektion, dabei wird das Bild des Teleskops ähnlich wie bei einem Diaprojektor durch ein Okular (nach-)vergrößert und dieses vergrößerte Bild dann abfotografiert.

Das Inset zeigt die Venus 3-fach vergrößert vor der Sonnenoberfläche.

Venus vor der Sonne
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Dritter Kontakt

Venus berührt den Sonnenrand von innen.

Rechts sind die weiter oben bereits erwähnten Fackelgebiete zu sehen.

Interessanterweise zeigt diese Aufnahme nahezu keinen "schwarzen Tropfeneffekt", also ein "Festkleben" der Venusscheibe am Sonnenrand.

Ein solcher Effekt wurde von den Beobachtern 1882 und davor beschrieben und verhinderte die exakte Bestimmung der Kontaktzeiten.

Auch bereits beim Eintritt (2. Kontakt) war kein ausgeprägter Tropfeneffekt zu sehen.

Das Inset wurde 3-fach vergrößert.
Dritter Kontakt
 (Auf das Bild klicken für höhere Auflösung)
Zwischen zweitem und drittem Kontakt

Durch eine Überlagerung zweier Bilder entstand diese Totale mit dem 2. und 3. Kontakt.

Es handelt sich ebenfalls um digitalisierte, chemische Aufnahmen am 8 Zoll Newton.

Die Sonne ist hier "aufrecht" abgebildet, d.h. Norden ist oben und Osten links, man erkennt so deutlich die Bahnneigung der Venusbahn gegen die Ekliptik.

Bei genauem Hinsehen erkennt man, das sich die beiden zentralen, kleinen Sonnenflecken innerhalb des 6-stündigen Transits durch die Rotation der Sonne ein kleines Stück weiterbewegt haben und daher ein "dritter Fleck" abgebildet wird.
Zwischen 2. und 3. Kontakt
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Venusdurchgang im Astromedia Sonnenprojektor

Man brauchte nicht unbedingt ein Teleskop, um das Schauspiel verfolgen zu können: Ein einfacher Projektor aus Pappe zeigte auch schon (fast) alles ;-)

Astromedia Sonnenprojektor
Venusdurchgang im Astromedia Sonnenprojektor

Venusdurchgang im Sonnenprojektor
(Auf das Bild klicken für größere Auflösung)

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Im Frühjahr 2004
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